Montag, 17. Januar 2022

[ #Hohenems ] Der Gregorianische Kalender aus einer "Hohenemser" Villa

Villa Mondragone

Die "Hohenemser" Villa Mondragone vor den Toren Roms war Treffpunkt für Päpste, Kardinäle und andere hochrangige Geistliche. Mit der Bulle "Inter gravissimas", datiert vom 24. Februar 1582, verkündete Papst Gregor XIII. die Neuordnung des Kalenders. Sie ist somit eines der wichtigsten Dokumente für den nach diesem Papst benannten und beinahe weltweit angewandten "Gregorianischen" Kalender. Die Bulle wurde aus einer "Hohenemser" Villa abgesandt.

Gleich vorweg: Auch wenn die Bulle aus einer "Hohenemser Villa" abgesandt wurde, so war der Papst doch nicht in Hohenems und "Hohenemser Villa" müsste korrekter heißen "aus der Villa des Hohenemser" Markus Sittikus III., Bischof von Konstanz und Kurienkardinal in Rom, aus der Villa Mondragone die dieser schon 1567 erworben hatte.

Päpstliche Bulle "Inter Gravissimas". Eine Bulle ist in der katholischen Kirche die Bezeichnung für eine in feierlichster Form ausgefertigte und besiegelte Urkunde, die die wichtigsten Rechtsakte des Papstes betrifft. Die Bulle trägt ihren Namen vom (Blei-) Siegel (lat. bulla, ital. bolla), mit dem die Papsturkunden des Mittelalters und der frühen Neuzeit regelmäßig besiegelt waren.

Am 24.2.1582 verkündete Papst Gregor XIII. die Bulle "Inter Gravissimas", die bestimmte, wie der Kalender reformiert werden sollte. Eine der wichtigsten Bestimmungen war Punkt 7 über den Wegfall von 10 Tagen. Damit sollte der Fehler, der durch die Ungenauigkeit des Julianischen Kalenders entstanden war, behoben werden. Mit Stichtag 15. Oktober 1582 wurde er eingeführt. Der gregorianische Kalender gilt in dieser Form auch heute noch in der gesamten westlichen und in einem großen Teil der übrigen Welt. Die Umstellung im katholischen Österreich erfolgte Österreich erfolgte am 6., nach der neuen Zählung 17. Jan. 1584.

Julianischer Kalender. Durch das zu lange Jahr des Julianischen Kalenders verschob sich das Frühjahrsäquinoktium im Kalenderjahr langsam rückwärts. Diese Tatsache wurde bereits im frühen Mittelalter bemerkt. Bereits im 13. Jahrhundert gab es erste Vorschläge, den Kalender zu korrigieren. 1577 beauftragte Papst Gregor XIII. eine römische Kommission mit der Reform des Julianischen Kalenders, die das Konzil von Trient schon gewünscht hatte. Der Jesuit Christoph Clavius war einer der Hauptmitarbeiter der Kommission. Er lehrte seit 1565 am Jesuitenkolleg in Rom. Am 24. Februar 1582 u.Z. veröffentlichte Papst Gregor XIII. die Ergebnisse der Kommission in der Bulle "Inter gravissimas" und gleichzeitig führte er den neuen Gregorianischen Kalender ein.

Kalenderreform. Papst Gregor XIII. setzte eine Kommission zur Kalenderreform ein, die im "Schweizersaal" der Villa Mondragone bei Frascati in den Albaner Bergen tagte. Am 24. Februar endlich des Jahres 1581/2 erließ Papst Gregor XIII. die Bulle "Inter Gravissimas" in feierlicher Form. Die Bulle endete mit der Orts- und Datumsangabe: "Datum Tusculi [sic! Anm.], anno Incarnationis dominicæ MDLXXXI, sexto Kalendas Martii, pontificatus nostri anno X.". Von nun an wurden von Seite der Kurie die größten Anstrengungen gemacht, die Annahme der Reform möglichst zu beschleunigen, was denn auch vorerst nur in den rein katholischen Reichen gelang. Die Differenz zwischen dem bis dahin geltenden Julianischem Kalender und den Jahreszeiten betrug im 16. Jahrhundert zehn Tage. Diese Differenz führte zur Ausarbeitung einer Kalenderreform, die durch Papst Gregor XIII. verkündet wurde. Danach sollte der dem 4. Oktober 1582 folgende Tag der 15. Oktober 1582 werden. Der Ablauf der Wochentage blieb hiervon unberührt. Die Schaltregel wurde dahin gehend geändert, dass alle nicht durch 400 teilbaren vollen Jahrhundertjahre keine Schaltjahre sein sollten. Die Jahre 1700, 1800, 1900 und 2100 wurden nun Normaljahre, während 1600 und 2000 Schaltjahre blieben. Damit haben 400 Jahre insgesamt 146097 Tage, wodurch eine mittlere Jahreslänge von 146097/400 = 365,2425 entsteht. Der noch vorhandene Fehler gegenüber der wirklichen Jahreslänge beträgt erst in über 3000 Jahren einen Tag.

Villa Mondragone. Popularität erreichte Kardinal Markus Sittikus durch den Bau gesellschaftlicher Zentren, wie eben der Villa Mondragone. Hier unterzeichnete Gregor XIII. auch die Bulle zur gregorianischen Kalenderreform. Der erhöht auf einem Hügel gelegene Gebäudekomplex gehört zu einer Gruppe von entlang der via Tuscolana gelegenen Villen zwischen Frascati und dem Monte Porzio Catone. Die Villa überragt ein 18 Hektar großes parkartiges Gelände. 1567 erwarb Kardinal Markus Sittikus III. (Marco Sittico Altemps, Mark Sittich von Hohenems) von Ranuccio Farnese die auf dem Gelände gelegene Villa Angelina, ein von den Ausmaßen her eher bescheidenes Gebäude, die später in Villa Tusculana umbenannt, und schließlich, nach dem Bau der Villa Mondragone, nur noch alte Villa (villa Vecchia) genannt wurde. Zunächst ließ Altemps diese bereits bestehende Villa von den Architekten Jacopo Barozzi da Vignola und Martino Longhi da Viggiù erweitern.

Nach dem Abschluss dieser Arbeiten im Jahre 1571 hielt sich dort der Kardinal Ugo Buoncompagni, der spätere Papst Gregor XIII. für längere Zeit auf. Von Kardinal Buoncompagni stammte der Vorschlag, eine weitere größere Villa auf den Ruinen der villa dei Quintili aus dem Jahr 151 n.Chr. zu errichten. Die Planung übernahm Martino Longhi, der auch den Hohenemser Palast erbaute. Kardinale Altemps ("Hohenems"), ein überzeugter Anhänger des Kardinals, ließ die im Wappen der Familie Buoncompagni vorhandenen Symbole von Drachen an zahlreichen Stellen der Außenfassade des Gebäudes einarbeiten und bei der Gartengestaltung verwenden. Diesen markanten Drachenabbildungen hat die Villa Mondragone ihren Namen zu verdanken. Um 1613 erwarb Scipio Borghese, ein Neffe von Papst Paul V., die beiden Villen und den dazugehörigen Besitz von Graf Gian Angelo Altemps, dem Neffen des Kardinals Altemps für den stolzen Preis von 300.000 scudi. Ein solcher Landsitz in Frascati war neben einer römischen Stadtvilla unabdingbares Statussymbol.

Nepotismus. Markus Sittikus III., Bischof von Konstanz und Kurienkardinal in Rom. Seiner durch Nepotismus finanzierten Baulust ist auch der Bau des Hohenemser Palastes zu danken. Ebenso der Palazzo Altemps in Rom, der einer der fünf Standorte des Museo Nazionale Romano ist. Der 1533 in Hohenems geborene Markus Sittikus illustriert die ungewöhnliche Karriere eines deutschen Soldaten am römischen Hof der nachtridentinischen Ära. Sein Aufstieg unter der Führung des päpstlichen Onkels Pius IV. aus der Mailänder Familie Medici ist ein ausgezeichnetes Beispiel für Nepotismus. Markus Sittikus entwickelte sich in Rom zu einem der vermögendsten und einflussreichsten Kirchenfürsten seiner Zeit: zum Kardinal berufen, erhielt er das Bistum von Konstanz. Er wurde Statthalter der Mark Ancona, Verwalter von Umbrien und zu einem herausragenden Mäzen und Bauherrn.

Kardinalskinder. Markus Sittikus' Interesse galt in erster Linie dem Aufstieg der Familie Hohenems, seinem Sohn Roberto und seinem Enkel Giovan Angelo. Der Kardinal hatte zwei Kinder: Roberto (1566-1586), verheiratet mit Cornelia Orsini di San Gemini; Altea, 1583 Nonne mit Namen Giovanna. Mit solchen Privilegien und Sonderrechten waren Gefahren verbunden: Robert Altemps, der Sohn und direkte Erbe von Markus Sittikus starb bereits mit 20 Jahren. Die offizielle Version lautete auf plötzlichen Tod durch eine unbekannte Krankheit, während die jüngste Forschung die Möglichkeit in Betracht zieht, dass Sixtus V. die Todesstrafe über Roberto verhängt hatte. Markus Sittikus behielt seinen Einfluss im Konsistorium bis zu seinem Lebensende bei. Er starb zurückgezogen im Alter von 62 Jahren und wurde in seiner letzten Titelkirche Santa Maria in Trastevere in der von ihm errichteten Cappella Altemps beigesetzt.


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1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

The Gregorian calendar

http://www.mozalearn.com/Extra-Videos-The_Gregorian_calendar-209507