Dienstag, 7. Juni 2022

[ #Feldkirch ] Bildersturm trifft Vorarlberg: Die Zerstörung von Heinrich Dieffolt's "Götzenbilder"


Die protestantischen und katholischen Schweizer Orte hatten sich bereits befriedet und zu einem konfessionellen Nebeneinader gefunden. Es war dann ein später Ausläufer des reformatorischen Bildersturmes in der Schweiz den schließlich die Werke des Feldkircher Bildschnitzers Heinrich Dieffolt trafen. 


Heinrich Dieffolt, ein weithin berühmter und viel beschäftigter Bildschnitzer aus Feldkirch, fertigte 1587 einen neuen Altar für Merenschwand  (Argau/Schweiz) an. Als Preis waren 110 Kronen vereinbart. Zugleich mit demselben wurde auch ein solcher nach Sursee abgeliefert, im Werte von 58 rheinischen Gulden. Als aber der Fuhrmann von Merenschwand die beiden verpackten Altäre im Kaufhause von Zürich abholte und wegführte, wurde der Inhalt der Kisten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 20 Jahren entdeckt, sodann gewaltsam von ihnen und von Erwachsenen beschädigt und in den See geworfen.

Diese mutwillige Zerstörung dieser "Götzenbilder" erregte die Gemüter derart, dass es zu tagelangen Verhören durch den Zürcher Rat und zu einer ernsthaften Gefährdung des konfessionellen Friedens in der ganzen Eidgenossenschaft kam. Während sich die Jugendlichen herausredeten, indem sie aussagten, niemand habe ihnen gewehrt und alle hätten gelacht, gab es doch Zeugen, die berichteten, dass diejenigen, die helfend einzugreifen versuchten, verspottet und bedroht wurden.  Die Ereignisse führten zu einer "Einmischung" der katholischen Orte. Nur die prompte Entschuldigung des Zürcher Rates und eine angemessene Entschädigung verhinderten eine Eskalation des konfessionellen Konflikts.

Hohenemser Prunkstück. Noch heute ist in der Pfarrkirche von Hohenems ein besonders wertvolles gotisches Stück des Feldkircher Bildschnitzers Heinrich Dieffolt zu bewundern: der hölzerne, reich geschnitzte, prachtvolle vielfigurige Renaissancealtar von um 1580. Dieffolt, war seit 1567 für Graf Jakob Hannibal I. tätig war. Seine Domäne waren Altarbauten, so u.a. in Sursee, im Kloster und in der Pfarrkirche Muri sowie in Bormio.

1887 wurde der wertvolle Altar ins Landesmuseum transferiert aber anlässlich einer Renovierung der Pfarrkirche im Jahre 1951 wieder zurückgeholt.  Das zentrale Thema des Renaissancealtares ist – auf das Patrozinium abgestimmt – in der vertikalen Mittelachse Maria, von der Verkündigung über die Geburt Christi, der Anbetung der Könige bis zur Krönung Mariens. Seitlich in Baldachinen oder frei auf Gebälksstücken stehend flankieren Heilige die Gruppenszenen. Der Bezug zu den Stiftern des Altares ist in den Zwickelreliefs mit Graf Jakob Hannibal I. und seiner Gemahlin Hortensia Borromea gegeben, beide in festlicher Rüstung und von ihren Wappen begleitet.


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