Donnerstag, 30. September 2021

[ #Hohenems ] Der jüdische Friedhof in Hohenems

Bild-Quelle: Eine Reportage von Wolfgang Hirn

Hohenems hat mehr Anteil an europäischer Geschichte als jeder andere Teil Vorarlbergs.

Ein Beispiel unter vielen ist dafür auch die Ansiedlung von Juden in Hohenems, Merkmal urbaner Tendenzen. Seit 1617 beziehungsweise 1632 konnte sich in Hohenems eine jüdische Gemeinde entwickeln. Es war die einzige Gemeinde im Gebiet des Bodensees, wo sich Juden der "Medinat Bodase" - abgesehen von vorübergehenden - wenn auch schlimmen - Vertreibungen in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts - dauerhaft aufhalten konnten.

Das Jüdische Museum, die "Wiederherstellung" der Synagoge sind Zeichen, dass man sich der Geschichte - auch ihrer schlimmen Zeiten - stellt. Eine Einrichtung hat alle Zeiten überlebt: Der jüdische Friedhof. Dies, obwohl man gerade 1945 Überlegungen anstellte, ihn gänzlich zu beseitigen. Schon der erste Schutzbrief der Hohenemser Juden aus dem Jahre 1617 erlaubte ihnen die Anlage eines Friedhofes am südlichen Stadtrand, eingebettet in den steilen Abhang des "Schwefelberges". Ursprünglich bestand er nur aus einem kleinen Feld im oberen Teil der heutigen Anlage. Später wurde der Friedhof mehrmals erweitert. Die ältesten Steine datieren aus dem 18. Jahrhundert, jedoch stammt der größte Teil der Gräber aus dem 19. Jahrhundert. Der Friedhof zählt etwa 320 erhaltene Gräber. Während der Zweiten Weltkrieges wurde der Friedhof, als Besitz der Israelitischen Kultusgemeinde Hohenems, von der nationalsozialistischen Gemeindeverwaltung beschlagnahmt und "arisiert". Trotzdem "überlebte" er bis heute, obwohl es gerade 1945 Überlegungen gab, ihn ganz zu beseitigen.

Im Gegensatz zur christlichen Tradition darf ein Grabplatz im Judentum nur einmal vergeben werden. Das den Toten umgebende Erdreich wird als Eigentum des Verstorbenen respektiert. Nach Kriegsende wurde er an die Israelitische Kultusgemeinde zurückerstattet. Heute ist er im Besitz eines Schweizer Vereins der Nachkommen der jüdischen Familien von Hohenems.

Für Schüler und Besucher hat das Jüdische Museum Hohenems ein einseitiges Merkblatt aufgelegt, in welchem die Formen der Jüdischen Grabsteine in einen historischen Ablauf gestellt sind. Zudem ist der mittlerweile vergriffen Ausstellungskatalog von 1992 (Beit haChaim) als Download erhältlich.

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